Pumpen bestimmen den Alltag - parenterale Ernährung daheim

Pumpen bestimmen den Alltag - parenterale Ernährung daheim

Ein sehr interessanter Bericht von
Frau Antje FeldmannKorn
K.i.s.e. e.V. Lübeck:

Ein schwer krankes Kind gehört in die Klinik, glauben die Menschen. Unsere Kinder dagegen leben schwerkrank zu Hause.
Und das Krankenhaus ist erst Ansprechpartner, wenn es lebensbedrohlich wird. So kann man beschreiben, was die familien mit parenteral ernährten Kindern tun. Hat man die Ärzte soweit, dass sie ein solches Kind nach Hause lassen, wird dort zunächst der "ungenehmigte intensivmedizinischer Betrieb", wie wir ihn gerne nennen, eingerichtet. Pumpen, Spritzen, Nadeln, kistenweise Hilfsmittel bis hin zum Kühlschrank, gilt es in der heimischen Wohnung unterzubringen. Nach entsprechender Einschulung kommt der Nachwuchs nach Hause, zu Eltern, die erstmals Intensivpfleger spielen müssen. Sie müssen Dinge tun, die manche Krankenschwester im Alltag nie kennengelernt hat, um ihrem Kind ein Leben außerhalb der Klinik zu ermöglichen. Plötzlich wird der Tag von laufenden Pumpen bestimmt. Die Familien müssen einen Weg zwischen der parenteralen Ernährung und dem "normalen" Alltag finden. Nichts wird wieder so sein wie in einer ganz normalen Familie. Pumpen anhängen, Pumpen abhängen, Infusionen richten, Arzttermine. Darum herum wird der Rest organisiert. Und die Eltern arbeiten immer unter dem immensen Druck, dass nur ein falscher Handgriff möglicherweise der letzte gewesen sein kann. Natürlich kehrt irgendwann eine gewisse Routine ein, aber NIE darf nur bei einem Handgriff Nachlässigkeit ins Spiel kommen !! Unter diesem Druck leben die Familien über Jahre. Die parenteral ernährten Kinder können nicht einfach bei Oma oder Babysitter abgegeben werden, um zum Essen oder ins Kino zu gehen. Denn schon ein Alarm der Infusinspumpe würde diese völlig überfordern. Also müssen die Eltern immer in der Nähe sein. Sie werden quasi mit parenteral ernährt. Die Abhängigkeit des Kindes von den Infusionen bedeutet auch Abhängigkeit der Geschwister, die viel von ihrer eigenen Kindheit verlieren, Rücksicht nehmen müssen und sich auch in dieses Leben um die Infusionen anpassen müssen. Doch damit nicht genug. Es gibt kaum eine Familie, die nicht zusätzlich im ständigen Streit mit den Kranken- und Pflegekassen steht. Diese Extremsituation, in der Familien mit parenteral ernährten Kindern leben, kann allenfalls erleichtert werden. Dort setzt die K.i.s.e. an. Die Unterstützung, die Information und der gegenseitige Erfahrungsaustausch hilft vielen Familien, die oft lange glauben, sie seien allein mit ihrem Kind und mit ihren Problemen.
Schlussfolgerung:
Und trotz aller Schwierigkeiten: Die Eltern wollen ihre Kinder zu Hasue haben, was per heimparenteraler Ernährung heute problemlos möglich ist. Denn nur im heimischen Umfeld gibt es den Alltag, den die Kinder und ihre Familien brauchen. Machen die kleinen ganz kleine Schritte in der Klinik, entwickeln sie sich zu Hause scheinbar wie die berühmte Märchenfigur mit den Siebenmeilenstiefeln. Heimparenterale Ernährung ist eine riesige Chance für die Kinder und ihre Familien.

Antje Feldmann-Korn

K.i.s.e. e.V.

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